Herbst! Saisonende 2025
Also höret und lobet das Herbstwiesel,
das Euch wissen lässt,
dass nun die Zeit für lange Abende bei Filmen, Serien, guten Büchern und Heißgetränken der eigenen Wahl angebrochen ist!
Auf das alles kuschelig sein möge und gemütliches Einmuckeln zelebriert werde!
Auf der Couch rumliegen und Videospiele spielen ist nun keine Sünde mehr,
denn die Zeit des Motorrads ist für dieses Jahr vorbei!
Preiset das Herbstwiesel, das die Blätter bunt anmalt und alles gemütlich werden lässt!
Die Motorradsaison 2025 ist mit dieser Proklamation offiziell beendet.
Wer jetzt nicht mehr fährt, muss kein schlechtes Gewissen haben. Der Segen des Herbstwiesels entbindet Euch vom Drang, nochmal auf´s Mopped zu müssen.
Die Ode an das Herbstwiesel beendet die Saison. Bei mir geht ein sehr interessantes Motorradjahr zu Ende, geprägt von (teuren) Fehlern.
Die Saison begann im Februar, als die ZZR 600 Renaissance ohne Mecker durch den TÜV kam.
Dooferweise habe habe ich dummer Mensch ihr den Tankgeber kaputt gemacht, als ich den Tank auspumpen wollte – seltendämlich, aber Dank der ZZR-Forenlegende Korn21, der die Ersatzteilversorgung für alle ZZRs in ganz Deutschland macht, war zumindest ein gebrauchter Tankgeber schnell organisiert. Dumm war es trotzdem – ich wollte der Werkstatt das Abnehmen des Tanks erleichtern, aber dadurch habe ich mal locker 140 Euro Reparaturkosten verursacht.
Trotz dieser Misshandlung muckte die ZZR nicht rum und war den Sommer über mein Brot&Butter-Gefährt, bis sie im September sogar die 100.000 Kilometer vollmachte.
Pünktlich zum Jubiläum machte sie dann prompt den Lichtmaschinenregler kaputt. ZZRs zerstören alle paar Jahre entweder ihre Lichtmaschine oder den Regler, dieses mal war es halt der Regler. Quasi ein Verschleißteil. Erfahrene ZZR-Fahrer haben sowas im Regal liegen und ordern direkt nach dem Aufbrauchen wieder einen neuen Ersatz bei Korn21.
Nochmal zurück in den Februar. Da gab es neue Moppedklamotten für mich. Ich fand eine richtig tolle, perfekt passende und sehr günstige IXS-Jacke, dummerweise mit Neon-Applikationen. Nach der Erkenntnis “Sichtbarkeit ist nichts Verwerfliches” ging ich all in und legte mir neben einer guten Hose auch einen Nolan N100-6 in Signal grün-gelb zu und war ab dem Moment der Neon-Rider.
Die V-Strom 800 Morrigan ging im April verfrüht durch die 12.000er Inspektion, damit sie gut vorbereitet in eine Tour starten konnte. Ihre erste große Tour.
Da es nun ernst wurde, wollte ich Ersatzhebelei und -Pedalerie mitführen, weshalb sie Kupplungs- und Fußbremshebel von SW-Motech bekam. Die Originale stecken nun im Gepäck.
Über 8.000 km kamen bei der Rundreise bis nach Kalabrien und in die Basilicata zusammen.
Dort holte sich die V-Strom ihre ersten Kampfspuren ab. Ironischerweise aber nicht während der ungeplanten Fahrten über Geröll oder einen Olivenberg hinauf, sondern weil ich mit einem Bremsscheibenschloss im Vorderrad losgefahren bin. Wenn das Hinterrad schiebt während das Vorderrad steht, gibt das nicht nur lustige Spuren im Asphalt, sondern auch einen sofortigen Sturz.
Auf den ersten Blick dachte ich: Okay, der Sturzbügel und das Crashpad am Lenker haben alles abgefangen, nichts passiert. Auch die Bremse tat genau was sie sollte. Gerade nochmal gut gegangen. Puh.
Tja, denkste. Einige Tausend Kilometer später rubbelte es beim starken Bremsen erst ein wenig, dann ein wenig mehr, und dann so richtig dolle- Schon beim leichten Verzögern hoppelte die ganze Maschine. Diagnose: Die Bremsscheibe hatte einen mitgekriegt. Bedeutete: Beide vorderen Scheiben und die Beläge neu, alles zusammen 650 Euro. Teures Lehrgeld. Nicht machen lassen wäre keine Option gewesen, weil das Bremsen an jeder Ampel zur Qual wurde und potentiell das ständige Eintauchen irgendwann die Gabel in Mitleidenschaft gezogen hätte.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein dummer Mensch bin? Da passte es ins Bild, dass ich kurz nach dem Vorfall mit dem Bremsscheibenschloss versehentlich Diesel getankt habe. Zwar nicht viel, aber: Dumm.
Immerhin bin ich auf der Tour auch den Stelvio gefahren. Nach den ganzen Videos von umfallenden Motorradfahrern wollte ich mich mal selbst davon überzeugen, wie schwierig der wirklich ist.
Stellt sich raus: Fahrerisch absolut machbar, der erschwerende Faktor sind immer die anderen Fahrzeuge. Der Stelvio ist ein Disneyland für Boomer und ihre Spielzeuge. Supersportwagen, fette Moppeds, Radrennfahrer, amerikanische Ambulanzfahrzeuge, uralte Oldtimer, Wohnmobile und sogar Trecker – alles dabei, und DAS macht das Fahren schwierig.
Was mich während und nach der Tour beschäftigte, war das Windschild. Ein konstantes Ärgernis und ein klassischer Problembär bei V-Stroms, schon immer. Das Standard-Windschild der 800er macht zumindest bei langsamer Fahrt einen halbwegs okayen Job, ballert mir aber bei flotter Fahrweise Luftwirbel an den Helm. Gerade bei Autobahnfahrten ist es nicht schön, wenn einem der Fahrtwind dauernd am Kopf herumreisst und auf die Ohren ballert.
Gegen die Ohrenballerei gab es eine Otoplastik, mehr dazu hier.
Trotzdem musste an der Scheibe was gemacht werden. MRA hat eine Tourenscheibe im Programm, etwas höher und schlanker als das Original und leicht getönt.
Nach vielen, vielen Testfahrten merkte ich: Die macht es nicht besser. Generell herrscht in Foren und bei Gesprächen ja immer die Meinung: Größere Scheibe = Besser.
Windschutz. Regenschutz. Insekten.
Wissen schon.
Deshalb bauen sich der Rudi und der Karl teils absurd gigantische Scheibenkonstruktionen ans Mopped, bis die Kiste den CW-Wert einer Schrankwand hat und sie dahinter während der Fahrt eine rauchen können.
Nur: Das bedeutet auch, wirklich dauernd durch´s Fenster zu gucken und dabei die Haltekonstruktion eines Spoileraufsatzes oder den Knick einer Givi-Airflow immer im Blickfeld zu haben. Außerdem sorgt man dafür, das Helm- und Klamottenlüftung nicht mehr funktioniert – die sind halt auf den Fahrtwind angewiesen.
Ich überlegte lange hin und her und kam dann darauf, dass ich mich eigentlich am Wohlsten fühle, wenn die Scheibe so niedrig wie möglich ist. Ich mochte bei der Vorgängerin, der Barocca, auch das winzig kleine PowerBronze-Windschild, bis sie eine verstellbare MRA in Standardgröße bekam.
Um das auch bei der 800er mal auszuprobieren, versuchte ich ein gebrauchtes Windschild einer V-Strom 800 DE zu kaufen. Deren Geländeschild ist besonders klein. Leider habe ich keines gefunden, aber dafür ein kleines Windschild von Puig. Das ist wirklich winzig im Vergleich zu den anderen Scheiben:
Die Morrigan sieht damit irgendwie aus, als ob oben was fehlt:
Das kleine Schild macht, dass der Fahrtwind bei Geschwindigkeiten von 80 bis ca. 140 km/h (genau das Fenster für meine bevorzugte Reisegeschwindigkeiten) von meinem Oberkörper abgehalten wird, während der Helm frei im Wind liegt. Natürlich habe ich den Winddruck von vorne, aber der ist halt konstant. Keine Wirbel die am Helm ballern und reissen, sondern ein ruhiger, gleichmäßiger Windstrom.
Ich war mir trotzdem etwas unsicher, ob die kleine Puig für weite Touren taugt, gerade im Herbst. Wird das nicht zu kalt? Und Regenschutz bietet sie wenig. Andererseits: Regenschutz durch ein Windschild ist bei RICHTIGEM Regen, so wie er mich gerne begleitet, ohnehin eine Illusion. Es heißt halt auch Windschild, und nicht Regenschild.
Also wagte ich es, und siehe da: Auf 5.000 Kilometern durch wechselhaftes Herbstwetter mit Regen, Kälte und Hitze hatte ich nicht ein Mal das Gefühl, ich würde mir jetzt eine höhere Scheibe wünschen. Im Gegenteil. Dass ich über die Kurze absolut drübergucken kann und keine Kante und keinen Mechanismus im Sichtfeld habe, empfand ich gerade bei schwierigen Sicht- und Wetterverhältnissen als echten Vorteil.
Und an die Optik gewöhnt man sich auch.
Doch, ich mag die Puig.
Was anderes: Jemand Interesse an einer MRA-Tourenscheibe? Kaum gebraucht. 🙂
Ach ja, die Herbsttour im Oktober. Das war Urlaub. Keine Reise, um neue Dinge zu entdecken, sondern schlicht Urlaub. Drei Wochen mit dem Mopped unterwegs, das war nice.
Lediglich die SW-Motech Toolbox hat es zerbröselt. Tatsächlich weiß der Hersteller um die schlechte Qualität und hat in einer neuen Revision die Halterung nicht mehr aus Alu-Druckguß gemacht. Mal gucken, ob der Händler die auf Kulanz austauscht.
Ende Oktober ging es für die V-Strom noch einmal in die Werkstatt, bei kühlen sieben Grad, noch im Dunkeln und über regennasse und Laubbedeckte Straßen. Der dritte Wartungstermin in diesem Jahr. Grund: Die geniale Werkstatt schließt, und ich weiß noch nicht, wo ich stattdessen hin soll. Nun hatte die Morrigan aber schon 23.500 Kilometer runter, und bei 24.000 ist eine recht große Inspektion mit Ventilspieleinstellung nötig. Das sollte die bewährte Werkstatt noch machen.
Nach der Inspektion war alles Okay, aber kurz vor der Einwinterung dann noch ein Schreck: Die Ventile klapperten vernehmlich! Stellte sich raus: Wenn man in einen halbleeren Tank zu viel Benzinstabilisator gibt, passiert das. Tankt man dann voll, ist das Klappern wieder weg. Wieder was gelernt.
Über 16.000 Kilometer auf zwei Rädern sind in diesem Jahr zusammengekommen. So viel wie noch nie. Maßgeblich verantwortlich waren dafür die drei Wochen Motorradtour im Sommer und drei Wochen im Herbst. Sechs Wochen on the Road – Ich habe nochmal alles ausgekostet.
Ich bin wieder einmal froh und dankbar, dass ich so viel auf zwei Rädern unterwegs sein durfte, und dass alles gut gelaufen ist. Es gab keine Panne, keine Verletzungen und vor allem: Keinen Unfall.
Dafür bin ich enorm dankbar.
Ich fahre gerne zügig, bin aber gerade auf Bergstrecken nicht der Schnellste, das ist mir auf der Herbsttour wieder klar geworden. Was mir aber auch bewusst geworden ist: Ich fahre jetzt in meinem 34. Jahr Motorrad, und in der ganzen Zeit hatte ich fünf Umfaller im Stand, bin ein Mal während der Fahrt weggerutscht, was aber weder für mich noch für das Mopped Folgen hatte, und wurde einmal von einem Auto von hinten angebummst. Angesichts des Zeitraums und der abgerissenen Kilometer (vermutlich um die 250.000) ist das praktisch nichts – und noch nie hatte ich einen echten Unfall, bin verletzt worden oder habe eine Maschine zu Klump gefahren.
Klopf auf Holz. Ich hoffe, dass das so weitergeht. Denn dazu gehört neben dem Glück, das man selbst macht (auch bekannt als Training und vorausschauender und vorsichtiger Fahrweise) ist es eben immer auch eine gute Portion Zufall, ob es einen erwischt oder nicht. In dieser Saison war alles gut.
Die Renaissance und die Morrigan sind sauber, vollgetankt und abgedeckt. Sie träumen von sonnenwarmen Landstraße, während sie dem Frühling entgegenschlummern.
Nun ist es wieder Zeit für Statistik. Die Detailaufstellungen folgen nach dem Klick. Wer sich Einzelheiten angucken möchte, findet die Daten beider Maschinen online:
Suzuki V-Strom 800 Morrigan bei Spritmonitor.de
Kawasaki ZZR 600 Renaissance bei Spritmonitor.de













































































