Reisetagebuch Japan 2024 (1): Kein Bock

Reisetagebuch Japan 2024 (1): Kein Bock

Wie kann man keine Lust haben nach Japan zu reisen? Das Reisetagebuch beginnt mit einem sehr stolperndem Start – und mit einem Klassiker: Ich sperre mich irgendwo ein und komme nicht mehr raus. Die Tour findet ohne eigenes Motorrad statt, deshalb erscheint nur dieser Teil im Motorrad-Blog-Reddit. Als Hinweis, quasi. Jeden Samstag erscheint ein neuer Teil des Reisetagebuchs, dafür gibt es aber keinen Reddit-Eintrag mehr.

November 2023 bis August 2024

Kein Bock.

Ich habe einfach. Keine. Lust.

Keine Motivation, in irgendeiner Art diese Reise vorzubereiten.

Und das mir!

Ich bin normalerweise der, der großen Spaß daran hat, jedes Detail einer Reise im Vorfeld auszuknobeln. Allein schon deswegen, um möglichst viel rauszuholen und keine Zeit zu verschwenden.

Und nun? Habe ich die größte und längste Tour meines bisherigen Lebens vor mir, und ich habe keinen Bock mich darum zu kümmern.

Bereits im November 2023 buchte ich einen Flug nach Japan für den Oktober 2024, und legte ganz enthusiastisch eine Planungstabelle und kramte die Reiseführer wieder raus und dann… hatte ich keine Lust die zu lesen. Andere Dinge waren wichtiger, und nach der Arbeit war ich einfach zu müde um mir Dinge auszudenken. Wintermüdigkeit, dachte ich im Dezember 2023.

Auch im folgenden Januar und Februar und März hatte ich keine Lust auf Reisevorbereitungen. Das machte mich aber nicht nervös oder unzufrieden – irgendwann, da war ich mir sicher, würde die richtige Zeit kommen, und mit ihr die Motivation, und dann ginge bestimmt alles ganz schnell und wie von selbst.

Spoiler: Tat es nicht.

Statt mich um darum zu kümmern was ich einen Monat lang in Japan tun wollen würde, sehnte ich mich nach Besuchen auf gewissen italienischen Bergfarmen und klöppelte an einem neuen Moped herum. Das musste natürlich im April und Mai auch gefahren werden.

Im Juni saß ich auf dem Balkon, die aufgeschlagenen Reiseführer auf dem Schoß, und träumte mit offenen Augen vor mich hin.
Im Juli stand dann eine kurze Fahrt nach Italien an, und im August schrieb ich lieber darüber als mich um Japan zu kümmern.

Was hatte ich in der Zwischenzeit hinbekommen? Nicht viel. Immerhin hatte ich eine Idee gehabt: Japan ist ja ganz schön groß und besteht aus tausenden Inseln, aber es gibt ein “Festland” aus vier großen Hauptinseln. Die strecken sich über fast 2.000 Kilometer, und ich wollte, so die Idee, vom nördlichsten Punkt bis zum südlichsten reisen.

Eine durchaus interessante Reise. Hier sieht man, wie groß Japan ist. Die nördlichste Insel liegt auf Höhe von Deutschland, das Südkap der Hauptinseln schon in Nordafrika. Eine Tour vom mitteleuropäischen Herbst bis nach Ägypten.

Die Fortbewegung? By any Means, also mit jedem Verkehrsmittel was in Frage käme.

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Momentaufnahme: November 2024

Momentaufnahme: November 2024

Herr Silencer im November 2024

“MAN BEKOMMT KEIN GELD WIEDER WENN MAN EXTRA LANGSAM AM BLITZER VORBEIFÄHRT!”

Wetter: Anfang des Monats sind die Bäume kahl und es ist neblig, einstellig kalt und viel Regen. Ab Monatsmitte weniger Regen, mehr Frost. Monatsende um die 5 Grad und trocken.


Lesen:


Jeremy Clarkson: home to Roost
Mehr Anekdoten von Clarksons Farm. Zusammengefasst sind hier seine Sunday Times-Kolumnen der letzten 12 Monate. Wie üblich unterhaltsam, aber erzkonservativ.


Hören:


Sehen:

The Sunlit Night [Prime]
Das Leben der amerikanischen Kunststudentin Frances ist ein Traum: Erfolgreich auf ein Stipendium beworben, Model-Freund, eine liebevolle Familie. Bis zu dem Moment wo sich die Eltern scheiden lassen, ihr Freund Schluss macht und sich das “Stipendium” als etwas superabsurdes herausstellt: Frances soll einem knurrigen Künstler dabei helfen, seine Scheune gelb zu streichen und damit zum Kunstwerk zu machen. Die Scheune steht in einem Fjord. In Norwegen.

“Das ist mein Freund. In seinen blonden Beinhaaren verfängt sich Dreck. Ich hasse seine Schultern” – mit solchen Beschreibungen der Ich-Erzählerin fällt dieser Film direkt in die Tür, und dafür möchte man ihn sofort lieben. Leider wird sehr schnell deutlich: Der Film besteht nur aus seltsam-bemühten Momentaufnahmen, die ziemlich Random aneinandergeklebt sind. Vermutlich wäre der Streifen gerne “Amelié in Norwegen”, leider ist er das nicht mal im Ansatz. Das die Schauspieler nicht miteinander spielen hilft nicht wirklich, selbst Gillian Anderson und Zach Galifinikakis stehen ziemlich ratlos in der Gegen herum. Schade.

Despicible Me 4 [2024, JAL]
Ex-Bösewicht Gru macht sich einen neuen Feind. Dummerweise ist der ein Superschurke und hat es nun auf Grus Familie abgesehen. Die geht in Zeugenschutzprogramm – aber wie unauffällig kann eine Familie aus einem Ex-Bösewicht, einer EX-Agentin. drei ADHS-Kindern und eintausend Minions schon sein?

Ich mag die “Ich, einfach unverbesserlich”-Filme sehr gerne. Die sind nämlich in vielen Szenen inszeniert wie die alten “Nackte Kanone”-Streifen: Im Vordergrund wird ernst durchgespielt, während im Hintergrund das Chaos tobt und Running Gags bis zum get no durchgezogen werden. Blink and you missed it. Das passiert auch hier wieder und ist hoch vergnüglich, täuscht aber nicht über die vorhersehbare Story hinweg. Auch ärgerlich: Die Super-Minions sind ein Element, das im Film so gar nicht funktioniert und sehr offensichtlich nur wegen Merch-Verkäufen drin ist. Oder das ist die Vorbereitung für ein weiteres Minions-SpinOff, aber dafür ist es eigentlich zu scheissig gemacht.

Fly me to the Moon [2024, JAL]
Kennedy hat verkündet, dass man bis zum Ende der Dekade auf dem Mond gewesen sein will. Nun ist schon 1968, viel Zeit bleibt nicht mehr bis zum Ende des Jahrzehnts, und daher arbeitet Channing Tatum sehr ernsthaft am Weltraumprogramm der NASA.

Was er braucht: Mehr Geld und mehr Leute.
Was er nicht braucht: Die PR-Tussi Scarlett Johansson, die das Mondprojekt dem Kongress und der Bevölkerung “verkaufen” und so finanzieren soll.

Allerdings ist sie dabei sehr erfolgreich, bald sprudelt Geld aus Werbedeals und Amerika ist im Weltraumfieber. Dann kommen die Bedenken: Was, wenn die Mondlandung fehl schlägt? Fällt Amerika dann nicht in eine kollektive Depression, und die Russen lachen sich ins Fäustchen? Wäre es nicht besser, man ginge auf Nummer sicher und inszenierte die Mondlandung gleich im Studio, um sie live im TV übertragen zu können?

Seltsamer Film. Wirkt ein wenig als habe er ADHS. Vergnüglich, ohne Frage, aber irgendwie unfokussiert und sprunghaft. Keine Storyline konzentriert sich, alles wirkt sehr zusammengemischt. Als wäre sie für Leute, die beim schauen permanent auf´s Handy gucken und nur die Hälfte mitbekommen – geschrieben VON Leuten, die beim Machen des Films die Hälfte der Zeit auf´s Handy geguckt haben. “Ey, was wäre wenn die Johansson nicht nur eine PR-Tussi wäre, sondern auch eine Trickbetrügerin?” “Könnte sie nicht auch noch Piratin sein?” “Tolle Idee!!”

Leider taugen auch die Darsteller nicht als Klebstoff für dieses Konstrukt. Channing Tatum und Scarlett Johansson sind zwar ausnehmend schöne Menschen, haben aber überhaupt kein Charisma – Folgerichtig entwickeln diese Teflon-Schauspieler auch zusammen keinerlei Chemie.

Letztlich ist “Fly me to the Moon” eine unterhaltsame Nummernrevue mit schönen Menschen in schönen Kulissen, aber herzlos und ohne Charme und echten Witz. Nicht mal als Dokudrama taugt er, denn der Stoff ist frei erfunden – was Verschwörungsmystiker natürlich nicht glauben.

Deadpool & Wolverine [2024, JAL]
Deadpool gräbt Wolverine aus und macht mit ihm gemeinsam das Marvel-Multiverse unsicher.

Wie Meta kann ein Film sein? Deadpool & Wolverine: JA!!!!!

Was hier an Dekonstruktion aufgefahren wird ist beachtlich, sehr unterhaltsam und äußerst blutig. Dabei funktioniert der Film weniger als die Vorgänger über Pipi-Kaka-Witze als vielmehr Style over Substance. Die vielen Cameos und Insidergags haben mich echt staunen lassen. Auch wenn der Plot Banane ist, spürt man hier an jeder Ecke die Liebe zum Material. Für Fans von Marvel – und für solche, die schon immer mal sehen wollten, wie klassische Marvel-Figuren und Timelines übern Deister gehen.


Spielen:

Batman: Shadow of Arkham [2024, Meta Quest 3S]
Zwischen “Batman: Arkham Origins” und “Arkham Asylum”: Gotham brennt. Brandstifter sind die Anhänger des Kultführers “Rat King”. Über den weiß man nichts, und seine Anhänger schweigen eisern. Batman beschließt sich in Verkleidung unter die Kultisten zu mischen, und lässt sich in das legendäre “Black Gate”-Gefängnis sperren.

Woah. Ich bin amtlich beeindruckt. “Shadow of Arkham” orientiert sich stark an “Arkham Asylum”: Mit Black Gate gibt es einen ähnlich gestalteten, räumlich begrenzten Schauplatz, der aber viel Abwechselung bietet. Beeindruckend ist vor allem die gelungene Übertragung in die virtuelle Realität. Als Kleinkrimineller “Matches” Malone läuft man durch das Gefängnis und belauscht Insassen, als Batman gleitet man über die Gassen Gothams, löst Rätsel und prügelt sich durch Gegnerhorden.

Nahezu jedes Gameplay-Element der Arkham Reihe wurde hier umgesetzt. Es gibt das Freewlow-Kampfsystem, es gibt die Predator-Passagen, in denen man lautlos und aus den Schatten heraus Feinde ausschalten muss, und es gibt die Detektivsicht, die beim Rätseln hilft – aber all das aus der Ego-Perspektive, dreidimensional und mitten im Raum! Und alles funktioniert nahezu reibungslos und flüssig. Freilich artet das in Sport aus, wenn man während der Kämpfe minutenlang Luftboxereien austrägt – aber wenn ich nach einer Massenkeilerei schwer atmend mitten in meinem Wohnzimmer stehe, um mich herum die bewusstlosen Körper der Ratten-Kultisten, dann ist die Immersion wirklich immens. Und der Muskelkater am nächsten Tag ist real, nicht virtuell.


Machen:

– Den Yaris ein ums andere Mal in die Werkstatt bringen.
– Mir den Arsch abarbeiten.


Neues Spielzeug:

Eine VR-Brille, eine Meta Quest 3S. Ich sage es nicht gerne, aber ich bin echt beeindruckt: Facebook hat hier viel richtig macht. Die Entwicklungssprünge bei VR und AR in den ergangenen Jahren waren doch erheblich. So braucht es mittlerweile kein Kamerasetup mehr, keine UV-Strahler und keinen leistungsstarken Rechner, an den ein schweres Headset mit pixeliger Auflösung angeschlossen wird. Bei der Quest 3S ist alles integriert – aufsetzen und loslegen. Anwendungen schweben frei im Raum und lassen sich mit den Händen bedienen, ähnlich wie in “Minority Report”. Wer es präziser braucht, kann kleine Controller in die Hand nehmen und die virtuelle Umgebung mit kleinen Sticks und Tasten steuern. Über ein Client-Programm ist es möglich den Inhalt des eigenen Rechners frei im Raum schweben zu lassen und daran zu arbeiten – ein Notebook bekommt so z.B. ein riesiges (und für andere unsichtbares!) Display.

Youtube oder Prime laufen auf der Quest, und das Ergebnis ist beeindruckend: Plötzlich schwebt ein riesiger Kinobildschirm im eigenen Wohnzimmer oder in einer virtuellen Umgebung. Mehr Apps und Games gibt es im Meta-eigenen Store. Die Spiele sind dabei beeindruckend: Der Klassiker “Beat Saber” läuft super, technisch und spielerisch haben hier aber “Arkham Shadow” (s.o.) oder “Assassins Creed Nexus” die Nase vorn. Deren Grafik bewegt sich ca. auf dem Niveau einer XBOX 360, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch, eben weil alles flüssig läuft und man mitten drin ist.

Die Meta Quest 3S teilt sich die technische Basis des bessern Modells Quest 3, spart sich aber einen LIDAR-Sensor und setzt auf ein altes Optiksystem aus Fresnell-Linsen. Die erzeugen in sehr dunklen oder sehr hellen, monotonen Umgebungen einen leichten Halo-Effekt, in Games oder Filmen fällt der aber nicht auf. Der fehlende Radar-Sensor ist gar nicht zu bemerken, der wird durch bessere Kameras und Software kompensiert. Toll ist die dynamische Soundberechnung, die durch die im Brillenband verbauten Minilautsprecher ausgegeben wird. Tonquellen lassen sich präzise im virtuellen Raum orten und verändern den Klang und die Lautstärke, wenn man sich ihnen nähert. Das trägt wesentlich zur Immersion bei.

Eigentlich macht die Meta 3S all das, das die Apple Vision Pro auch tut. Vielleicht nicht in derselben Qualität, aber dafür kostet sie nur 329 Euro, nicht 4.000. Für mich noch wichtiger: Man kann die Quest 3S mit Brille nutzen. Das ist gut, denn so kann auch ich das Headset nutzen – anders als die Apple Vision Pro, denn unter der ist keine Brille möglich, und optische Einsätze mit 12 Dioptrien gibt es nicht.

Investieren sollte man als Brillenträger unter der Quest 3S dann allerdings in einen Linsenschutz, z.B. von VR Optiker – sonst kann es sein, das die Brille die Linse im Headset verkratzt. Auch sinnvoll: Eine Kopfhalterung aus dem Zubehörhandel, denn der Standard-Strappen taugt nicht für wilde Sessions a la “Shadow of Arkham” (s.o.).

Alles in allem das perfekte Headset für den Einstieg in VR und AR, wenn man bereit ist, sich in das Ökosystem von Facebook zu begeben.


Ding des Monats:


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Nen halben Baum

Nen halben Baum

Ich: „Hallo Herr Gebrauchtwagenverkäufer, bei dem Yaris, den ich bei Ihnen gekauft habe, da fällt dauernd der Radarsensor aus. Der sei verschmutzt, ist er aber nicht.”

Verkäufer: “Ja im Moment ist halt auch manchmal so Nebel und Feuchtigkeit und so, da kann das schon mal… warum lachen Sie denn?”

Ich: “Weil ich neulich einen Yaris durch einen fu-cki-ng echten MONSUN gefahren habe und selbst der hat nicht wegen Radarausfall rumgeheult”

Verkäufer: “Ja dann müssmer den halt austauschen”

Ich: “Ich weiß, dass der Wagen zu einer Lieferung gehörte, bei dem die Radarsensoren nicht korrekt initialisiert waren. Da gab es damals eine Anweisung das nachzuholen.”

Verkäufer: “Stimmt. Das Update wurde nie gemacht. Na, dann holen wir das nach!”

Drei Tage später. Werkstatttermin, Softwareupdate, erste Fahrt vom Hof runter, Ding-Dong, Radarsensor ausgefallen.

Ich: „Hallo Herr Gebrauchtwagenverkäufer, der Yaris ist immer noch traurig und heult rum.”

Verkäufer: “Ja aber anne Software tuts nicht liegen! Dann müssen wir den mal angucken!”

Zwei Wochen später. Nächster Werkstatttermin.

Verkäufer: “Also sie glaum das nich! Nen halben Baum hamwa zwischen Stoßfänger und Radarsensor rausgeprokelt!”

Und tatsächlich: Das war ein gut 10 cm langes Stück Borke. Da kann das Auto natürlich nicht durchgucken.

Wollen wir mal hoffen, dass es das war. Ich wäre ja froh, wenn das die simple Ursache ist und nicht ein obskurer Elektrolurch, den niemand findet.

Bleibt noch die jetzt schleifende Bremse und das Quieken im Motor, das zwar superdezent ist, aber nach einem lockeren Riemen klingt. Will mal stark hoffen, dass die Werkstatt das auch noch in den Griff bekommt. Der Yaris ist zwar erst drei Jahre alt, hat aber 80.000 Km runter – quietschen darf der, kaputt sein nicht.

Witzig: Im Autohaus den neuen Besitzer des Legendären Gelben AutosTM getroffen. “Den habe ich wieder schön gemacht! Repariert und neu lackiert! Fahre ich jeden Tag! So ein tolles Auto!” – nach wie vor sehr tröstlich, das Eleonore in so guten Händen ist.

Vergniestert

Vergniestert

Ich: „Hallo Herr Gebrauchtwagenverkäufer, bei dem Yaris, den ich bei Ihnen gekauft habe, da hängt die hintere rechte Bremse“

Verkäufer: „Das kann nicht sein“

Ich: „Doch, die hängt. Wenn die Feststellbremse drin war, muss sich Wagen regelrecht dagegen stemmen, bis sie sich mit einem Knall löst“

Verkäufer: „Das liegt an der Luftfeuchtigkeit. Da quellen die Beläge ein wenig“

Ich: “Das war aber auch schon im August so.”

Verkäufer: “Da hat´s auch mal geregnet.”

Ich: „Also, ich bin die letzten Wochen verschiedene Yarisse gefahren. Einen davon durch einen Monsun und durch tropischen Regenwald bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, und auch der hat das nicht gemacht.“

Verkäufer: „Trotzdem, kann nicht sein. Na, wir guggen trotzdem mal. Aber ich sag ihnen gleich, die Bremsbeläge, die quellen.“

Zwei Tage später:

Verkäufer: “Also Herr Silencer ich muss ihnen sagen: Die hintere rechte Bremse, ne? Total vergniestert! Sowatt hab´ ich in 30 Jahren noch nicht gesehen! Die war so vergniestert, das glauben´se nicht! Kein Wunder, dass die sich nicht mehr gelöst hat!”

Vergniestert.
Soso. Muss ein Fachbegriff aus der Automobilwelt sein.

Heute passiert nichts, und für morgen gibt es keine Hoffnung

Heute passiert nichts, und für morgen gibt es keine Hoffnung

Heute Nacht sind Präsidentschaftswahlen in den USA. Diverse Medien bieten “Wahlnächte” mit Umfragen und Livetickern und -schalten und atemlosen Whatnot. Kann man sich alles sparen, denn: Heute passiert nichts. Das Wahlergebnis wird nicht heute Nacht feststehen und auch nicht morgen früh. Vielleicht dauert es bis Januar, bis eine Entscheidung gefällt ist.

Was heute passieren wird: Gegen Mitternacht US-Zeit (also ca. 8:00 Uhr morgen früh bei uns) wird Trump nach Hochrechnungen und ersten Auszählungen in einigen der wahlentscheidenden Bundesstaaten vorne liegen. Daraufhin wird er seinen Wahlsieg verkünden und ins Bett gehen.

Doof: Zu diesem Zeitpunkt sind noch lange nicht alle Stimmen ausgezählt. Vor allen Dingen nicht alle Stimmen für Harris. Wähler:innen der Demokraten nutzen nämlich gerne die Briefwahl, und in etlichen der Staaten wurde das Wahlrecht durch die Republikanische Partei so geändert, dass Briefwahlstimmen erst nach den Stimmen aus den Wahllokalen gezählt werden.

Was dann am nächsten Morgen passiert: Entweder Trumps Sieg wurden in den Einzelstaaten bestätigt ODER durch die Auszählung der Briefwahlstimmen liegt nun Harris vorne. In letzterem Fall werden die Republikaner “Wahlbetrug” schreien und es wird erneute Auszählungen geben. In einigen Staaten wurden die Prozeduren für Neuauszählungen von den Republikanern dermaßen kompliziert gestaltet, dass sie sich über Wochen hinziehen können. Allein die lange Nachzählzeit eröffnet dann die Möglichkeit, “Irregularities” zu vermuten, Klagen zu starten und letztlich die Entscheidung über die Wahl den Gerichten zu überlassen. In letzter Instanz dem Supreme Court, in dem mehrheitlich Trump-Gefolgsleute sitzen.

Ebenso kann der republikanische Senat die Anerkennung des Wahlergebnisses verweigern und die Entscheidung dem Kongress überlassen. Bei dem dann folgenden Wahlprozedere würden die Republikaner aktuell gewinnen, weil sie die Mehrheit der Einzelstaaten haben. Es wird übrigens vermutet, dass Trump die Vorbereitungen auf dieses Szenario meinte, als er von “Unserem kleinen Geheimnis” zwischen ihm und dem Führer des Kongresses sprach.

Mit anderen Worten: Die Republikaner erringen schon lange (schon seit dem Jahr 2000) nicht mehr die Mehrheit der Wahlstimmen in den USA, aber bislang hat ihnen das Wahlsystem in die Hände gespielt. In den letzten Jahren haben sie daran gearbeitet, dass es nun fast völlig egal ist wie die Bevölkerung abstimmt, sie gewinnen trotzdem.

Die Folgen mag man sich nicht ausmalen. Gewinnt Trump, beginnt der Austausch des Beamtenapparats gegen Trump-Getreue und der Staat wird mit Hilfe von Milizen wir den “Proud Boys” ethnische Säuberungen durchführen. Die USA werden ein faschistischer Staat, der auch seine Funktion als Schutzmacht gegenüber Europa oder Taiwan nicht mehr ausüben wird.

Verliert Trump trotz aller Manipulationen und Klagen, werden seine Anhänger mit Waffengewalt “ihr Land zurückholen”.

So oder so, ich sehe keinen Grund zur Hoffnung. Die Zukunft ist düster, aber heute Nacht wird sie nicht entschieden.
Falls ich mich irre, würde ich mich sehr freuen.

[Nachtrag: Ging doch sehr schnell mit der Entscheidung. Trump ist Präsident. Fast mit einem Erdrutschsieg. Dann haben es die Amerikaner nicht anders gewollt und verdient – Vollgas zurück in die 1950er und in den Faschismus.]

Momentaufnahme: Oktober 2024

Momentaufnahme: Oktober 2024

Herr Silencer im Oktober 2024

“Summimasen, watashi wa doitsunindesu. Watashi wa nihongo o hanasemasen.”

Wetter: Anfang des Monats in Tokyo mit tags wie nachts 25 Grad und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit sehr schweißtreibend. Ende des Monats Regen und mit 12 bis 15 Grad deutlich kühler.


Lesen:

Jason Schreier: Play Nice. The Rise, Fall, and Future of Blizzard Entertainment
Der Titel sagt es schon: Die Geschichte des Gamestudios Blizzard, das weltweit erfolgreiche Spiele wie Warcraft, World of Warcraft, Starcraft, Diablo oder Overwatch macht. Nachgezeichnet wird die Unternehmensgeschichte von den Anfängen als Anhängsel eines Verlags für Lernmedien, über die Zeit unter Activison und die Knechtschaft unter Bobby Kotick bis hin zur Übernahme durch Microsoft im vergangenen Jahr und der enttäuschten Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Jason Schreier ist der Starjournalist der Gamingszene, und ich liebe seine Berichte bei Kotaku bzw. Bloomberg und sein erstes Buch, das grandiose “Blood, Sweat and Pixels”. Aus dem stammt das Zitat:

“Hier ist eine andere Theorie: JEDES Videspiel wird unter Ausnahmebedingungen produziert. Wie auch sonst? In Videospielen kommt Kunst und Technik zusammen, und beides ändert sich zu schnell um planbar zu sein. Es ist, als ob man jedes Mal, bevor man einen Film dreht, eine neue Kamera erfinden muss. Und während man filmt, wird jeden Tag das Drehbuch umgeschrieben.”

Der Nachfolger, “Press Reset”, war dann schon nicht mehr ganz so dolle. Trotzdem: Schreier wirft Detail- und Kenntnisreiche Blicke hinter die Kulissen. Die Bücher sind dabei in Kapitel gegliedert, jedes widmete sich einem Game bzw. einem Studio. Das war mir oft ein wenig zu kurz, bei manchen der Insiderstories hätte ich mir einen längeren Text gewünscht.

Den gibt es hier, das gesamte, 400 Seiten starke Buch widmet sich ausschließlich Blizzard, einem der wichtigsten und vielleicht das erfolgreichste Gamestudio der Welt – und ausgerechnet der Firma, von der ich noch nie ein Spiel gespielt habe. Macht aber nichts, ich kann auch so Spaß daran haben, hinter Kulissen zu blicken und zu erfahren, wie Firmen ticken und wie ihre Produkte entstehen. Dachte ich.

Leider ist dem nur zum Teil so. Der Spaß geht mir ab, wenn Schreier Blizzard kontinuierlich als einen Laden beschreibt, der als Bro-Bude anfängt und dessen Gründer beim ersten Winken mit Geld in Sportwagen rumfahren, während sie ihrer Belegschaft erzählen, dass man leider, leider keine Löhne zahlen kann, von dem die Angestellten leben könnten. Aber man arbeite ja für Rum, Ehre und SPASS bei Blizzard. Das ist ab Anfang unerträglich, wird aber bis kurz vor Ende des Buches von Schreier als etwas einzigartiges und Tolles gezeichnet – erst in der späten Activision-Phase und im Zusammenhang mit den Gerichtsverfahren wegen Sexorgien in der Führungsriege des Unternehmens wird der Ton skeptischer.

Man merkt dem Buch an, wieviel Arbeit darin steckt und wie viele Interviews Schreier geführt hat. Aber auch das ist irgendwann ein Problem, wenn der Autor sich in der Masse an Quellmaterial verheddert. Wenn auf jeder zweiten Seite fünf neue Personen eingeführt werden, deren Leben und Karriere irgendwann später oder nie wieder aufgegriffen wird, geht irgendwann Übersicht und roter Faden flöten. Vermutlich hätte es dem Ganzen gut getan, wenn man sich entweder stärker auf die Firmengschichte oder die Entstehung der Games oder auf die Stories der Personen konzentriert hätte und die anderen Bereiche jeweils kürzer gefasst hätte. So wandert der Fokus hin und her und macht es manchmal nicht einfach den, häufig nicht chronologisch erzählten, Stories zu folgen.

In Summe ein interessantes Buch, das aber seltsam ambivalent rüberkommt: Begeisterung bzw. deplatzierte Neutralität gegenüber einem ausbeuterischen Scheißladen, der nie so benannt wird und die Geschichten von Personen und Spielen, die leider in zu vielen persönlichen Details absaufen. Oder anders: Über Blizzard hätte ich gerne weniger gewusst. Als nächstes bitte Ubisoft oder Ryu Ga Gotoku, Herr Schreier.

Saskia Fröhlich: Introvertiert – Na und?
Was bedeutet es, introvertiert zu sein? Was unterscheidet introvertierte und extrovertierte Persönlichkeiten, wie sind die Bedürfnisse? Was für Mythen gibt es? Wie wirkt sich Introvertiertheit in Partnerschaften aus? Wie kann man mit Introvertiertheit in bestimmten Situationen umgehen?

Saskia Fröhlich ist selbst heftig introvertiert, gleichzeitig eine wirklich gute Comedienne und bekannt auf TikTok und Youtube. Tatsächlich hatte ich beim Lesen die ganze Zeit ihre Stimme im Kopf (“Willkommen in meiner kleinen Scheiß-Drecksküche!”), was absolut passend ist – denn das Buch ist so geschrieben, wie Saskia sich in ihren Videos gibt.

Die Erklärungen zu Introvertiertheit (Sie verwendet den Begriff “Introversion”, der macht mir Brrr) sind gut und amüsant zu lesen, zumal auch viele persönliche Situationen geschildert werden. Das persönliche ist eine Stärke und gleichzeitig eine Schwäche des Buchs.

Mir hat ein Blick über den Tellerrand des persönlichen Erlebens gefehlt, oder zumindest ein etwas deutlicherer Hinweis darauf, dass Introvertiertheit ein Spektrum darstellt: Sie kann sich so krass wie bei Saskia äußern, muss es aber nicht. Eine grobe Skala wird lediglich im Kapitel über Partnersuche erwähnt. Da die unterschiedlichen Ausprägungen von Introvertiertheit aber echt wichtig sind, werden jetzt viele Introvertierte da draußen ins Grübeln kommen – ich mag Partyspielchen, bin ich jetzt doch nicht introvertiert?

Flockig zu lesen und die Zielgruppe, jüngere Introvertierte, finden hier Erklärungen zu ihren Bedürfnissen und beruhigende antworten auf die Frage “Stimmt mit mir etwas nicht, wenn ich Zeit für mich brauche und mich soziale Situationen erschöpfen?” . Als gefestigterer Mensch erfährt man (vermutlich) wenig Neues über sich selbst.


Hören:


Sehen:

Die junge Frau und das Meer [JAL, auch Disney+]
New York, 1926: Gertrude Ederle ist die Tochter eines deutschen Einwanderers. Deshalb kann sie etwas, was amerikanische Mädchen nicht können: Schwimmen. Und das sogar so gut, dass sie trotz widrigster Umstände Goldmedaillen erschwimmt. Dann setzt sie sich in den Kopf den Ärmelkanal zu durchqueren. Dass sie das Potential dazu hat, macht ihren Trainer, dessen großer Traum auch die Kanalquerung ist, neidisch – keine guten Voraussetzungen.

Faszinierender Film, der die Diskriminierungen zeigt, denen Frauen vor 100 Jahren ausgesetzt waren. Um das zu tun und damit Trudes Leistungen gebührend zu würdigen flunkert er hier und da bei der Story – auch dort, wo es eigentlich nicht nötig wäre. Schade, sowas verdirbt mit ein Biopic immer ein wenig. Spielt aber keine große Rolle, am Ende habe ich trotzdem geheult. Hervorragende Ausstattung, wundervoll gefilmt, Daisy Ridley in sehr guter Form.


Spielen:


Machen:
Den Monat in Japan verbringen.


Neues Spielzeug:


Ding des Monats:


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Digitale Bettelei

Digitale Bettelei

Bevor es auf einen eigenen Server umgezogen ist, lag dieses Blog 16 Jahre lang bei WordPress.com, der gehosteten Version der Firma Automattic. Nach dem Umzug auf einen eigenen Server ließ ich die Automattic Version noch am Leben, kündigte aber den Premium-Tarif und alle Speichererweiterungen. Und was macht Automattic nun? Das hier!

Ja echt! Die betteln ALLEN ERNSTES zufällige Besucher an, ob die nicht die Tarifverlängerung an meiner Stelle bezahlen wollen! WAS ERLAUBE WORDPRESS.COM?!

So nicht. Silencer137.wordpress.com sieht ab jetzt so aus:

Man. Wo kommen wir denn da hin.

Nachtrag:
Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Anscheinend sind in vielen alten Artikeln noch absolute Pfade auf das Bilderverzeichnis im alten Blog gesetzt. Die wären alle kaputt, stünde das alte Blog jetzt weiterhin auf privat. Seufz. Da brauche ich wohl mal professionelle Hilfe.

Momentaufnahme: September 2024

Momentaufnahme: September 2024

Herr Silencer im September 2024

“Mache ich, wenn die Zeit dafür gekommen ist!”

Wetter: Anfang des Monats sommerlich heiß mit 25 bis 30 Grad, dann stürzen die Temperaturen auf tagsüber 15 und nachts einstellig. Gebietsweise viel Regen – in Osteuropa so viel und so schlimme Überschwemmungen wie noch nie. Monatsende winterlich kühl bei 6 Grad.


Lesen:

Petra Reski: All´Italiana: Wie ich versuchte, Italienerin zu werden
Italienische Staatsbürgerin werden oder nicht? Diese persönliche Frage der venezianischen Journalistin Petra Reski bildet die Rahmung für einen Streifzug durch die Zeit. Der ist manchmal persönlich und erzählt von ihrer Ankunft, Sozialisierung und Arbeit in Italien, begleitet aber auch die die politischen Geschehnisse des Landes von den 1990ern bis heute: Die Mafiamorde an Borsellino und Falcone, erinnerungswürdige Interviews und immer wieder der Würgegriff von Berlusconi sind chronologisch aufbereitet und erlauben tiefe (und zum Glück wertende!) Einblicke in ein Italien, das so in der deutschen Wahrnehmung selten stattfindet.

Hier wird kein “Bella Italia” verklärt oder “Azurro”-vernebelten Wohlfühlanekdoten nachgehangen. Reski findet im Schlimmen immer noch das Schlimmere, resigniert erstaunlicherweise aber nie. Auch dann nicht, als deutsche Gerichte die Zensur ihres Buchs über Mafia in Deutschland anordnen.

Faszinierend, toll geschrieben, kurzweilig und: Zu kurz.


Hören:


Sehen:

Wolfs [2024, Apple TV+]
George Clooney beseitigt Probleme und Hinterlassenschaften anderer Leute. Schnell, diskret, keine Fragen. Niemand tut und kann, was er tut – denkt er. Bis eines Nachts Brad Pitt im Türrahmen steht und den gleichen Auftrag hat wie Clooney: Eine Leiche verschwinden lassen.

Überraschender wie stylisher Thriller, der sich und seine Protagonisten nicht ganz ernst nimmt. Regisseur und Drehbuchautor John Watts weiß ganz genau, was seine Stars können und was er von ihnen will, und Clooney und Pitt liefern. Immer wieder findet hier Kommunikation nur über Blicke oder bedeutungsschwangeres Schweigen statt. Die Verdichtung der Handlung auf eine Nacht in einem winterlichen, Max-Payne-artigen New York ist ein hervorragender Kniff. Spannender und ungemein cooler Film, und der erste, der mich allein durch eine Kameraeinstellung zum Lachen brachte.

John Sugar [2024, Apple TV+]
Colin Farrell ist ein knallharter Privatdetektiv in Los Angeles. Sein Auftrag: Eine entführte Millionenerbin finden.

Neo-Film Noir in modernem Setting, mit einem Colin Farrell, der mal wieder cool sein darf und nicht die ganze Zeit guckt, als hätte er Verstopfung? Count me in, ich LIEBE Film Noir. Von “John Sugar” allerdings fühle ich mich betrogen. Unique Selling Point beim Pitch war wohl ein Genremix, und dass….

SPOILER!
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…die Geschichte kurz vor Schluss darin abgleitet, dass John Sugar und seine Partner allesamt Außerirdische vom Planeten Pups sind und nur nach Hause wollen Das ist eine lustlose wie merkwürdige Auflösung.
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Spoilerende!

In der Summe: Bis Folge sechs verworren erzählte Geschichte, die kurz vor knapp mit einem Deus Ex Machina-Moment aufgelöst wird, der so herbeihalluziniert wirkt als hätte eine KI nicht nur der Vorspann gemacht, sondern auch das Drehbuch geschrieben. Bäh.

Stranger than Fiction [2006, BluRay]
Will Ferell ist kleiner Beamter beim Finanzamt. Er lebt allein, in einem geordneten, sich stets wiederholenden Leben. Das wird durcheinandergebracht, als er eines Tages eine Stimme hört, die jede seiner Handlungen beschreibt und sogar seine Gedanken ausspricht. In seiner Not wendet er sich an Literaturprofesssor Dustin Hoffmann, der zu dem Schluss kommt: Ferrell ist eine literarische Figur. Jetzt muss er nur noch den Autor finden, der seine Geschichte schreibt.

Netter kleiner Film, der nicht überraschend ist, aber zum Ende hin mit einem tollen Dilemma aufwartet. Ich mag Will Ferrell eigentlich nicht, aber hier spielt er ernst und überzeugend. Der Rest des Casts ist großartig: Magie Gyllenhaal ist fantastisch und Dustin Hoffman liebt seinen knarzigen Professor. Nur Emma Thompson overacted ins schwer erträgliche, aber nun.


Spielen:


Thank Goodness you´re here![2024, Switch]
Ein viel zu kleiner Handlungsreisender kommt in eine kleine Stadt und muss für die Bewohner zahlreiche Aufgaben erledigen.

Trailer:

Skurriles, kleines Game mit abwechslungsreichen Minispielchen. Teils sehr lustig, manchmal ärgerlich, weil man stundenlang die Wimmelbilder auf der Suche nach der nächsten Aufgabe absuchen muss.

Star Wars Outlaws [2024, PS5]
Vor “A New Hope”: Kay Vess ist eine junge Hackerin und Diebin. Sie träumt vom Coup und einem eigenen Schiff, um endlich ihren Heimatplaneten verlassen zu können. Tatsächlich bekommt sie die Gelegenheit zu einem großen Bruch, aber der geht schief und sie flüchtet in einem Privatraumschiff des Verbrecherkönigs, den sie ausrauben sollte. Jetzt hat sie zwar ein Schiff, aber dafür Kopfgeldjäger am Hacken und jede Menge anderer Probleme. Bleibt nur: Eine kriminelle Karriere als Outlaw einschlagen und Jobs in den heruntergekommensten Kaschemmen des Outer Rim annehmen.

Auf dem Papier ein interessantes Ding: Ein Star Wars Game mit einer Open World, aber ohne Jedi. Spieltechnisch hat UbiSoft hier ein Assassins Creed im Weltraum gebaut, mit starkem Stealth-Anteil.

Zum Release erschien das Game leider sehr buggy. Figuren glitschen durch Wände, Speicherpunkte sind absurd weit auseinander, Kletterpassagen manchmal Glücksspiel. Ein halbes Jahr Polish hätte dem Spiel gut getan, um zumindest diese Unschönheiten zu beseitigen.

Das hätte freilich nichts an den Gameplay- und Storyschwächen geändert. Der Start ist erzählerisch äußerst schwach und zieht sich ewig hin. Ich kann jeden verstehen, der nicht über den Prolog hinauskommt – das Spiel präsentiert sich zum Einstieg als so langweilig, dass man sich fragt, warum man seine Zeit damit verbringen soll. Zumal es oft nicht hübsch ist: Unbewegliche Holzgesichter und teils steife Animationen lassen einen unweigerlich fragen, warum Ubisoft selbst mit der neuen SnowDrop-Engine überhaupt keinen Wert auf sowas legt.

Wenn die Story losgeht wird es zwar besser, aber dann schlägt auch die Open World mit all ihren Schattenseite zu: Kay wird mit Aufträgen derart vollgeschissen, das es nicht mehr lustig ist. Es gibt drei Verbrechersyndikate, und wenn man für ein Syndikat arbeitet, werden die anderen Fraktionen sauer. Um alle bei Laune zu halten, muss man sich in Such- und Fetch-Quests den Arsch abzuarbeiten.

Dabei ist keine der Aufgaben in “Outlaws” einfach. Selbst für eine simple Aufrüstung des Blasters muss man halb Tatooine absuchen, bis man endlich einen (ständig den Standort wechselnden) Java findet, für den man dann wieder eine halbe Stunde irgendwelchen Blödsinn machen muss, bis man endlich das das benötigte Teil aus ihm rausschütteln kann.

Was das Gefühl des “Ich spiele hier nicht, das ist ARBEIT” angeht, sind die Hauptmissionen allein schon schlimm genug: Die Questketten sind zwar meist nett gemacht und gut geschrieben, aber VIEL zu lang.

Beispiel: Kay braucht einen Mechaniker. Um den zu bekommen, müssen wir:
– auf einen Planeten fliegen,
– eine Stadt erkunden,
– 10 Minuten im Dschungel nach dem richtigen Weg suchen,
– in eine imperiale Basis einbrechen,
– ein Rätsel lösen,
– den Mechaniker brefreien,
– wieder 10 Minuten durch den Wald fahren,
– eine Info suchen und finden,
– 10 Minuten durch den Wald fahren,
– einen Schrotthändler suchen und befreien,
– 10 Minuten über einen See fahren,
– des Schrotthändlers Schrott finden,
– 5 Minuten den Schrott des Schrotthändlers verfolgen, der von fliegenden Schrotthändlerschrottdieben geklaut wurde,
– in ein Syndikatscamp einbrechen,
– 10 Minuten über einen See fahren,
– in eine imperiale Basis einbrechen,
– ein Rätsel lösen,
– ein Feuergefecht überstehen
…und SCHON ist der Mechaniker bei uns. Easy, oder?

Das ist leider ein Muster. Nichts in “Outlaws” ist einfach, immer kommt noch mehr um die Ecke geschissen. Dadurch stellt sich auch kein “Ach, nur noch eine Mission”-Gefühl ein, weil an jedem vermeintlich kleinen Ding ein stundenlanger Rattenschwanz hängt. Keine Quest ist kurz und auf den Punkt, alles ist endlos kompliziert und dauert viel zu lange.

Ja, das fühlt sich so nach Arbeit an, wie es klingt. Oder man ignoriert den ganzen Bumms und die Fertigkeitenbäume und die Schiffs- und Speeder- und Ausrüstungsbäume und konzentriert sich nur auf die Hauptgeschichte. Das geht nämlich. Der Preis dafür: In der Endmission hat man es deutlich schwerer, und ohne eine Syndikatsbindung rutscht man in ein recht generisches oder sogar schlechtes Ende. Das sagt einem das Spiel aber nicht! Wüsste man, WARUM man endlos Zeit in die Aufrüstung von Schiff, Blaster und Syndikatquerelen stecken sollte, wäre das ja OK. So aber begreift man nicht, warum man abseits der Hauptstory überhaupt irgend etwas machen sollte.

Wenn wenigstens das Gameplay knackig wäre und Spaß machen würde! Das tut es aber nicht: Die Fahrzeuge, allen voran der Speeder, steuern sich schrecklich. Kletterpassagen sind unpräzise. Shooterpassagen funktionieren nur mäßig, weil das Deckungssystem schlecht ist und die Medipacks ewig brauchen um auszulösen (was man aufleveln kann, wenn man genug Javas schüttelt, aber auch das muss man sich erarbeiten). Der Controller ist so schlimm belegt, dass die Spielfigur statt zu laufen häufig mitten im Feuergefecht anfängt zu schleichen. Die Levelarchitektur ist so verwirrend, das ich des Öfteren auf Youtube gucken musste, wo der Ausgang aus einem Raum ist. Und die Schleichpassagen sind repetitiv, zu häufig und bei etlichen Missionen muss man ganz von vorn anfangen, wenn kurz vor Levelende ein Alarm ausgelöst wurde. Im Gamedesign aus der Hölle stecken sogar noch Eskortmissionen, was mich laut “Wollt ihr mich hier eigentlich verarschen??” rufen ließ.

Also alles schlimm? Erstaunlicherweise hatte ich doch ein wenig Spaß mit “Outlaws”. Die Umgebungen, Planeten, Städte und Raumschiffe sind toll designed und vermitteln echtes Star Wars-Flair. Endlich mal kein Jedi zu sein ist cool, Kay und die anderen Figuren (übrigens fast allesamt weiblich, egal welcher Spezies) sind interessant gestaltet, auch wenn sie wenig Charakter haben und keine Entwicklung durchmachen.

Nix, das fluffige Haustier, das aussieht wie eine Miniausgabe von Toothless aus “How to tame a Dragon”, ist nicht nur niedlich, das kleine Viech kann Wachen ablenken, Dinge stehlen und Kabel durchbeißen und so Explosionen auslösen. Das ist nett und macht Spaß. Und gegen Ende, auf die letzten zwei von 27 Stunden, wird sogar die Geschichte ganz gut.

In der Summe ist “Outlaws” ein extremer mixed Bag. Manche Systeme sind völlig overengineered, wie die Abendessen mit Haustier Nix, andere liegen in Trümmern, wie das Speederbike-Fahren. Überall blitzen feine Ideen durch, wie die, dass man Dinge von Personen lernt, die man trifft – eine nette, wenn auch mühselige Variante der Skilltrees. Wenn nur die Arbeit in der Open World nicht wäre! Ich behaupte mal: Ohne dieses ganze offene Gedöns und als lineares Spiel a la “Uncharted” hätte “Outlaws” besser funktioniert. So schimmert an vielen Stellen das Potential durch, was dieses Game hätte sein können und sollen – aber alles ist erstickt in Open-World-Beliebigkeit und roh wegen des fehlenden Polishings.

Alles kein gutes Zeichen für “Assassins Creed Shadows”. Aber das wurde auch gerade um vier Monate verschoben, lt. Ubisoft wegen der “Learnings aus dem Start von Outlaws”. Der hatte tatsächlich die Ubisoft-Aktie abstürzen lassen.


Machen:
Arbeiten, lang und schmutzig
ein letztes Mal DAS HAUS betreten


Neues Spielzeug:


Ding des Monats:


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Herbst! Saisonende 2024

Herbst! Saisonende 2024

Also höret und lobet das Herbstwiesel,
das Euch wissen lässt,
dass nun die Zeit für lange Abende bei Filmen, Serien, guten Büchern und Heißgetränken der eigenen Wahl angebrochen ist!

Auf das alles kuschelig sein möge und gemütliches Einmuckeln zelebriert werde!
Auf der Couch rumliegen und Videospiele spielen ist nun keine Sünde mehr,
denn die Zeit des Motorrads ist für dieses Jahr vorbei!
Preiset das Herbstwiesel, das die Blätter bunt anmalt und alles gemütlich werden lässt!

Die Motorradsaison 2024 ist mit dieser Proklamation offiziell beendet.
Wer jetzt nicht mehr fährt, muss kein schlechtes Gewissen haben. Der Segen des Herbstwiesels entbindet Euch vom Drang, nochmal auf´s Mopped zu müssen.

Die Ode an das Herbstwiesel beendet eine Saison, die wirklich wechselhaft war.
Die Renaissance und die Morrigan schlafen nun dem Frühling entgegen und träumen vom März, wenn es wieder losgeht.

Bei mir geht ein sehr interessantes Motorradjahr zu Ende. Im Februar bekam ich die Gelegenheit, eine neue V-Strom 800 zu kaufen – was ich spontan tat und damit gegen meine eigenen Regel (“Ich kaufe keine Neufahrzeuge”) verstieß.

Die Barocca, die treue 2011er V-Strom 650, wurde vom Händler im Kundenauftrag nach Polen verkauft. 1.600 Euro hat die 12 Jahre alte noch gebracht. Ausschlaggebend für den geringen Preis: Mit 108.000 Kilometer wollte kein Privatkäufer die mehr haben. Schade, die Barocca lief ja quasi nur Langstrecke und war perfekt gepflegt, in dem Zustand hätte sie auch die 200.000 erreicht.

Die neue V-Strom wurde erstmal auf- und ausgerüstet. Das kostete viel Geld, aber da ich genau dafür schon seit Jahren spare, war das kein Problem.

Ein erste Testfahrr von 4.500 Kilometern führte in den Tosco-Emilianischen Apennin und die Abruzzen. Unterwegs hatten wir alles: Kälte, Hitze, Starkregen. Machte sie alles klaglos mit. Bislang präsentiert sich die V-Strom 800 als feines Motorrad.

Viel Spaß hatte ich auch wieder mit der Renaissance, der ZZR 600. Der Sommer ließ lange auf sich warten, bis Mai war es kalt und bäh. Als er dann zaghaft hervorlugte, nutzte ich die Renaissance für Kurzstrecken. Ein Stadtflitzer mit 100 PS, das macht schon Spaß.

Die Kurzstrecken erklären aber nicht dem exorbitanten Spritverbrauch: Die Dame schluckt gerade 0,8 bis 1,3 Liter auf Hundert Kilometern mehr als vor der Inspektion, bei der das Ventilspiel eingestellt wurde. Da stimmt was nicht.

Leider hatte ich keine Zeit danach schauen zu lassen, denn als im Juli ein Truck den Aygo von der Straße rammte, war ich ohne Auto und die ZZR plötzlich das Brot- & Butterfahrzeug. Egal ob zur Arbeit bei jedem Wetter oder zum Einkaufen – jeder Weg wurde mit dem Motorrad gemacht, das fühlte sich wieder an wie in Studentenzeiten.

Anfang September gingen die Temperaturen schlagartig von Hochsommerlich auf kühler Herbst runter, und am 14.09. wurde die ZZR schlafen gelegt. Dann folgte noch einmal eine Woche Spätsommer, mit feinen 20-24 Grad und Sonnenschein, aber da ich in Kürze verreise, musste nun auch die V-Strom 800 in den Winterschlaf.

Diese Saison ist ohne Unfall oder Verletzungen ausgegangen. Die ZZR ist im Stand sanft abgelegt worden, weil sich der Seitenständer beim Absteigen eingeklappt hat, aber da haben weder Sie noch ich drunter gelitten. Von daher zählt das nicht. Kein Unfall, keine Schäden, keine Blessuren – ein Grund dankbar zu sein. Denn dazu gehört neben dem Glück, das man selbst macht (auch bekannt als Übung, Können und vorausschauender und vorsichtiger Fahrweise) eben immer auch eine gute Portion Zufall.

Nun ist es wieder Zeit für Statistik, einfach mal die Daten der Motorräder angucken und wirken lassen.

Die Detailaufstellungen folgen nach dem Klick. Wer sich Einzelheiten angucken möchte, findet die Daten beider Maschinen online:

Suzuki V-Strom 800 Morrigan bei Spritmonitor.de
Kawasaki ZZR 600 Renaissance bei Spritmonitor.de
Suzuki DL650 Barocca bei Spritmonitor.de

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Kein Reisetagebuch (8): Nicht Vergnügungssteuerpflichtig

Kein Reisetagebuch (8): Nicht Vergnügungssteuerpflichtig

Kein Reisetagebuch. Heute mit saudummen Strecken und einem Wurstopus. Außerdem: Kurz vor dem Ziel ist immer der Punkt, an dem man den Boden unter den Füßen verliert – und das Motorrad bekommt einen Namen.

Samstag, 20. Juli 2024, Villa Maria Luigia, Veneto
Sara hatte recht. So sonnig und heiß das Wetter gestern war, in der Nacht hat es heftig gewittert und geregnet. Jetzt ist die Luft erträglicher. Die V-Strom steht trocken und behütet unter ihrem Pavillon auf der Terrasse.

Nach einem kurzen Frühstück verabschiede ich mich von der Familie und mache ich mich auf die Socken. Heute ist Samstag, es ist Hauptferienzeit und ich will möglichst tief in den Alpen sein, bevor die Urlauber aus ihren Betten gekrochen kommen und die Straßen verstopfen.

Durch den Vorgarten der Villa geht es hinaus auf die Strada Statale, die noch feucht ist vom Regen.

Der Plan geht leider nicht auf. Schon bei Belluno, das am Eingang zu den Alpen liegt, ist die Straße gesperrt und auf der Umleitung schon gefühlt JEDER Urlauber unterwegs. Ich mogele mich so gut es geht am Stau vorbei.


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